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#6 Rocket-and-Feather-Effekt für den Einkauf  //

Wenn Kosten plötzlich durch die Decke gehen – und langsam wieder fallen: Rocket & Feather im Einkauf

In der Beschaffung (Procurement) begegnet man oft dem Phänomen, dass Preiserhöhungen rasch weitergegeben werden, Preisrückgänge aber nur zögerlich. Dieses Muster wird als Rocket-and-Feather-Effekt bezeichnet: Steigen Inputkosten, reagieren Zulieferer schnell – „wie eine Rakete“. Sinken sie, fallen Preise nur allmählich – „wie eine Feder“. Gründe dafür sind u. a. träge Vertragsanpassungen, Verhandlungsmacht, Preisanpassungskosten oder die Absicht, Margen zu schützen. Forschende der Ökonomie sehen darin auch einen Hinweis auf asymmetrische Preisanpassungen

Für Beschaffungsmanager heißt das: Beim Anstieg von Rohstoff- oder Energiepreisen (etwa Gas, Strom, Metalle) ist schnelle Reaktion gefragt – und Preisgleitklauseln oder Indexbindungen werden wichtig. Beim Abschwung muss man dagegen oft aktiv nachsetzen, um Preisreduktionen durchzusetzen.


Aktuelle Situation: Erzeugerpreisindex in Deutschland

Der Erzeugerpreisindex gewerblicher Produkte in Deutschland zeigt derzeit ein rückläufiges Niveau gegenüber dem Vorjahr: Im Mai 2025 lagen die Erzeugerpreise −1,2 % unter dem Mai 2024.

Auch im Juli 2025 betrug der Rückgang gegenüber dem Vorjahresmonat −1,5 %.
Ursächlich sind insbesondere sinkende Energiepreise: Im März 2025 beispielsweise waren Energieprodukte 3,6 % günstiger als im Vorjahresmonat.

Ohne Energie („ohne Berücksichtigung von Energie“) stiegen die Preise bei Investitions- und Konsumgütern sogar leicht. Das unterstreicht den Einfluss der volatilen Energiekosten auf den Gesamtindex.



Vmit Rocket & Feather und Procurement ??

Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung wird das Rocket-and-Feather-Muster besonders relevant:

  • In der Phase der Energieverteuerung haben Produzenten schnell Anpassungen vorgenommen, was zu raschen Kostenaufwärtsbewegungen führte (Raketenphase).

  • Wenn Energiepreise fallen, dauert es oft länger, bis diese Entlastungen in Vorleistungspreisen oder Endprodukten ankommen (Federphase).


Proaktiv handeln

Für Einkaufsteams heißt das konkret: In Vertragsverhandlungen müssen Klauseln vorgesehen sein, die sowohl schnelle Erhöhungen als auch faire Rücknahmen ermöglichen. Ein reines „automatisches Hochziehen“ reicht nicht – man muss auch auf Rückgänge vorbereitet sein und aktiv mit Lieferanten verhandeln. Indizes wie der Erzeugerpreisindex können dabei als Referenz dienen.

So bleibt die Beschaffung resilient – auch in Phasen, in denen Inputpreise volatil sind und asymmetrische Anpassungen typisch werden.


Mein Fazit 

Der "Rocket-and-Feather-Effekt" benachteiligt den industriellen Einkauf systematisch. Doch mit klugen Vertragsklauseln, Markttransparenz und aktiver Lieferantensteuerung lässt sich der Federfall beschleunigen – und der Einkauf gewinnt an Schlagkraft in volatilen Zeiten.


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Das Ziel dieser Sammlung besteht darin, Best Practices zu erarbeiten, die aus der Analyse typischer Missverständnisse und Fehleinschätzungen abgeleitet werden, wie sie häufig im beruflichen und persönlichen Kontext auftreten. Im Fokus steht die Identifikation und Untersuchung dieser Herausforderungen, um Lösungsansätze zu entwickeln, die eine klarere Kommunikation und ein besseres gegenseitiges Verständnis fördern. Ein offener Austausch soll dabei helfen, aus den Erfahrungen anderer zu lernen und gemeinsam nachhaltige Verbesserungen zu erzielen.

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